GOT in der Diskussion – Haustier-Trendbarometer veröffentlicht Ergebnisse der GOT Umfrage

GOT in der Diskussion – Haustier-Trendbarometer veröffentlicht Ergebnisse der GOT Umfrage

Die neue tierärztliche Gebührenordnung aus Sicht der Tierhalter – vorhersehbare Ergebnisse?

Mehr als 5.000 Teilnehmer:innen haben an einer zwar umfangreichen, allerdings nicht repräsentativen, Befragung zu den Auswirkungen der GOT-Anpassung, durchgeführt von HorseFuturePanel und takefive-media teilgenommen. Lesen Sie in diesem Beitrag welche Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden und wie die Umfrage, als auch die Ergebnisse zu beurteilen sind.

Die Ergebnisse der Befragung zur GOT-2022 wurden jetzt veröffentlicht:

Die im Oktober 2023 deutschlandweit befragten 5.095 Tierbesitzer:innen sollen für insgesamt 120.000 Tiere, darunter 13.500 Pferde, 6.200 Hunde und 5.900 Katzen stehen.

Anmerkung: Die Tierartenverteilung der Umfrage entspricht somit nicht ansatzweise der Tierartenverteilung in der Population. So leben in Deutschland – nach Zahlen des Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V. – z.B. ca. 10,6 Millionen Hunde, ca. 15,2 Millionen Katzen, hingegen nur 1,3 Millionen Pferde. Auch die Geschlechterverteilung der Teilnehmenden (92% weiblich, 5% männlich) ist alles andere als repräsentativ. Die weibliche Pferdehalterin dominiert die Umfrage  eindeutig. Entsprechend sind sowohl die Ergebnisse der Umfrage, als auch die folgenden Informationen, zu interpretieren.

Insgesamt, so takefive-media, zeige sich, dass die meisten Befragten von der neuen GOT gehört haben. So gaben 62 % an, dass sie grob wissen, was die neue GOT beinhaltet, 31 % wissen nach eigener Angabe genau, welche neuen Gebühren sie beinhaltet und 7 % haben zwar schon von der GOT gehört, wissen aber nicht, was sie beinhaltet.

Jeder Dritte sei persönlich durch die Tierärztin oder den Tierarzt darüber informiert worden, 53 % seien über das Internet auf die neue GOT aufmerksam geworden. Im Durchschnitt berichteten die Teilnehmer von einer wahrgenommenen Kostensteigerung um 55 % aufgrund der neuen GOT.

Die stärksten Gebührenerhöhungen haben die Befragten bei den Pferden wahrgenommen, gefolgt von den Hunden und Katzen.

Vorhersehbar? Die Sorgen der Tierhalter zur neuen GOT

Wenngleich die Teilnehmer der Befragung grundsätzliches Verständnis für die Preiserhöhungen haben, so sollen die Kosten viele Menschen an ihre Grenze bringen. So stimmten 68 % der Befragten der Aussage zu, dass die neue GOT sinnvoll ist, allerdings seien die Preissteigerungen zu extrem. Darüber hinaus stimmten rund 88 % zu, dass die „Preissteigerungen für die eigene Lebenshaltung und die für das Tier sowie die Erhöhung der Tierarztkosten“ viele Tierhalter „an die Grenze des finanziell Machbaren“ treiben sollen. 82 % äußerten die Sorge, dass die hohen Kosten durch die neue GOT den Tierschutz gefährden.

Verhaltensänderungen der Tierhalter durch die neue GOT

Inzwischen geht mit den höheren Kosten offenbar eine Verhaltensänderung in Bezug auf tierärztliche Behandlungen einher. So gaben 64 % an, dass sie sich genauer überlegen, ob sie mit ihrem Tier eine tierärztliche Praxis beauftragen. 61 % haben die Kosten „dazu bewogen, bestimmte tierärztliche Leistungen zu überdenken oder abzulehnen“.

Zudem schränken 56 % ihren eigenen Konsum bewusst ein, um sich die gestiegenen Preise für mögliche tierärztliche Behandlungen leisten zu können. Und 47 % haben seit Inkrafttreten der neuen GOT die tierärztlichen Besuche für ihr Tier reduziert.

Auswirkungen der GOT 2022 auf Tierhaltung und Tierbestände

Das Haustier-Trendbarometer ging auch der Frage auf den Grund, inwiefern sich die geänderte Gebührenordnung auf die Tierhaltung an sich auswirkt. 59 % der Befragten gaben an, dass sie sich aufgrund der neuen GOT kein weiteres Tier mehr anschaffen werden.

37 % der Befragten denken – nach eigener Angabe – tatsächlich eher darüber nach, ihr Tier bei einer schweren Krankheit oder Verletzung gegebenenfalls einschläfern zu lassen.

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse zeigt die Grafik im Anhang unter diesem Beitrag.

Ich habe teilgenommen – die Fragen und Antwortoptionen der GOT-Umfrage

Die gestellten Fragen spielen bei Online-Umfragen natürlich eine entscheidende Rolle, denn es kann nur das ausgewertet und beurteilt werden, was gefragt wird. Daher sind Fragen das wichtigste Mittel, um Informationen von den Teilnehmern zu sammeln. Die Qualität und Effektivität, der in einer Umfrage verwendeten Fragen, kann einen erheblichen Einfluss auf die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der erzielten Ergebnisse haben.

Umfrage GOT Tierhalter Screenshot der Fragen

Bei Bewertungsfragen werden die Befragten in der Regel gebeten, einen Aspekt auf einer Skala zu bewerten. Häufig wird dazu die sogenannte „Likert-Skala“, eine 5- oder 7-Punkte-Skala genutzt. Diese reicht meist von „stimme voll und ganz zu“ bis „stimme überhaupt nicht zu“ oder „sehr zufrieden“ bis „sehr unzufrieden“. In der Umfrage zur GOT hatten die Teilnehmer zusätzlich noch die Option keine Angabe zur jeweiligen Frage zu machen, z.B. wenn diese Aspekte nicht auf sie zutraf.

Da ich auch Tierhalter bin, habe ich am 04. Oktober 2023 an der Umfrage zu den Auswirkungen der GOT-Anpassung teilgenommen. Im Verlauf der Teilnahme hatte ich bereits eine Vorahnung zu den Ergebnissen. Mit der Veröffentlichung der Umfrageergebnisse wurde diese Vorahnung bestätigt. Sie wollen wissen warum?

Bild der gestellten Fragen zur Umfrage neue tierärztliche Gebührenordnung

Natürlich hätten Tierhalter gerne eine Tierärztin oder einen Tierarzt, der 24-Stunden täglich, gerne sofort und zu möglichst günstigen Konditionen verfügbar ist. Dies ist ein frommer Wunsch und den hätte ich insgeheim an so manche Dienstleister ebenfalls – z.B.- an meine KFZ-Werkstatt. Die Realitätsvariante ist – aus zahlreichen Gründen – eine andere.

FAZIT: Die Ergebnisse sind, aus meiner Sicht, wenig überraschend. Die allgemeinen Kostensteigerungen machen auch um tiermedizinische Leistungen keinen Bogen – warum sollten sie auch?

Das Image der Tiermedizin war schon seit längerer Zeit verbesserungswürdig, darauf habe ich bereits im November 2021 in dem Blogbeitrag „Das Image der Tiermedizin – Zeit für einen Wandel“ hingewiesen.

Für Tierärztinnen und Tierärzte ist es jetzt wichtig zu akzeptieren, dass nicht alle Tiere bestmöglich behandelt werden können – weil Tierhalter nicht immer die wirtschaftlichen Möglichkeiten haben. Das ist nachvollziehbar nicht immer leicht, aber bei einer Suizid-Rate die fünfmal höher als im Bundesdurchschnitt ist, darf das eigene Wohl berechtigterweise auch im Fokus stehen.

I Love Vet Med Aktion Bild des Buttons auf einer TascheInsofern wünsche ich mir deutlich weniger Anfeindungen und polemische Forderungen, wie diese aktuell, z.B. vom Verband „Deutsche Reiterliche Vereinigung“ oder der „Vereinigung Deutscher Tierhalter“, mit großem Aufwand in die Medien getragen werden.

Diese Aktionen machen den tierärztlichen Beruf nämlich nicht attraktiver und falls diese Gruppierungen es noch nicht gemerkt haben sollten: auch in der Tiermedizin herrscht ein akuter Fachkäftemangel, mit allen Konsequenzen – einfach einmal darüber nachdenken!

Es ist an der Zeit die Liebe zum tierärztlichen Beruf selbstbewusst nach Außen zu tragen. Dazu ergänzen wir aktuell gerade unsere „I ♥️ VET MED“ Tools – also einfach einmal reinschauen und mitmachen.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche und tierisch gute Zeit

 

 

Raphael M. Witte und das RUHMservice Team


ANHANG:

Link zu den vollständigen Ergebnissen des Trendbarometers zur neuen Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte


ruhmservice.de

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